Yoga und autogenes Training

Religion statt Entspannung: Yoga

yoga

Yoga zur Selbsterlösung

Im vorliegenden Aufsatz möchte ich die Therapieformen Yoga und Autogenes Training etwas näher betrachten.

Beiden gemeinsam ist das Bestreben nach Selbstentfaltung. Der Weg führt über die Mobilisation von inneren Kräften, die zur Steigerung des Wohlbefindens dienen sollen. Durch eine innere Bereitschaft wird der Mensch auch empfänglich für die Einwirkung von äusseren, sogenannten kosmischen Kräften. Beide Wege, nämlich die Mobilisation von eigenen, positiven Kräften und die Öffnung und Empfänglichkeit für äussere, kosmische Kräfte, stehen aber im krassen Widerspruch zum Wort Gottes.

Diesbezüglich unterscheiden sich weder Yoga noch Autogenes Training, noch die grossen östlichen Weltreligionen in ihrem inneren Wesen nach. Der beschrittene Erlösungsweg besteht in der Entdeckung und Entwicklung von eigenen Kräften und Fähigkeiten. Es geht um eine Art Selbsterlösung.

Im Hinduismus z.B. ist es der Erlösungsweg, der zur Entdeckung des Selbst, des Atman, führt, dem das Absolute, das Brahman, als die kosmische Wirklichkeit (das Göttliche) gegenübersteht. Und mit dem Bewusstwerden des Selbst ist dann auch ein Einblick in das Absolute gegeben (vergleichen wir, was die Schlange zu Eva sagte: «Ihr werdet sein wie Gott»). Das Selbst und das Absolute, Atman und Brahman, werden als Einheit gesehen, so dass schliesslich Brahman und Atman als identisch erkannt werden, d.h. das Selbst wird erlöst durch die Identifikation mit dem Absoluten. Der Mensch wird so vergöttlicht.

Ziel: „Beim Yoga entleeren wir uns, um uns nach hinduistischer Auffassung mit dem Göttlichen über uns zu verbinden und schliesslich unsere eigene Göttlichkeit zu realisieren.“

Yoga wird im Westen heute oft als rein heilgymnastische Körperübung, als eine gewisse Art von Lebensphilosophie, angeboten. Hinter Yoga steht aber ein bestimmter religiöser Hintergrund.

In dem Universal-Lexikon der neuen Schweizer Bibliothek wird Yoga wie folgt definiert:
«Yoga (ind. Anspannung), eines der sechs orthodoxen indischen Philosophiesysteme, welches durch systematische Sammlung, Versenkung, Meditation, Askese und Ekstase, Atemübungen, Muskeln und Nerven beherrschende Körperhaltung ausserordentliche Bewusstseinszustände (mystische Schau) und Kräfte und Vereinigung des vergänglichen Menschen mit dem Universalen (Göttlichen) erwecken will.»

Der Weg zur Erlösung ist im Yoga über körperliche und seelische Anstrengung, über asketische Zucht zu erreichen. Ziel dieser Askese ist wiederum die Vereinigung von Atman mit Brahman («Ihr werdet sein wie Gott»).

Das im Westen vernehmlich praktizierte Yoga ist das Hatha-Yoga; es verkörpert zwei der acht klassischen Yogaprinzipien. Das Hatha-Yoga wird als seelische Entspannungsübung, als besondere Art körperlicher Gymnastik ausgeübt und soll angeblich religiös neutral sein.

Alle die verschiedenartigen Yogatechniken können letztlich jedoch nicht aus ihrem religiös-philosophischen Zusammenhang herausgelöst werden — und somit können sie nicht völlig neutral dastehen.

Yoga ist Religion

Ein Kenner asiatischer Religionen, Fritz Blanke, schreibt:
«Yoga erscheint harmlos als eine Folge von Übungen, führt aber die Menschen, ohne dass sie es merken, in eine neue Geisteswelt und in eine neue Form der Religion hinein. Es möchte den Menschen vergessen lassen und ihn – sei es auch nur für kurze Zeit – von seiner Sinnenwelt lösen und ihm vollkommenes Glück schenken.

Yoga ist Religion und entwickelt sich heute zu einer der grössten Ersatzreligionen im christlichen Raum. Psychisch gesehen ist Yoga Anspannung des Geistes zur Erlangung der Erlösung. Durch eigene seelische Anstrengung soll sich der Mensch emporschwingen, um sich schliesslich mit dem Göttlichen mystisch zu vereinigen. Yoga ist also Selbsterlösung, ein Weg von unten nach oben. Der christliche Heilsweg führt von oben nach unten. Erst die Gnade, die Gott uns in Christus schenkt, bringt uns mit Gott in Verbindung. Auch die mit Yoga verbundene seelische Anstrengung hat sich als gefährlich erwiesen. Viele Menschen werden durch die Yoga-Übungen nicht glücklicher, sondern verfallen oft in Depressionen.»

Besonders die vielgepriesenen Atemübungen, die bis ins Schwangerschaftsturnen hineinspielen, sind letztlich durch die Vorstellung belastet, dass die Luft nebst ihren bekannten Komponenten noch ein feinstoffliches Element enthält, das als die eigentliche Lebenskraft zu bezeichnen ist. Durch das Atmen strömt diese Kraft in den Menschen ein.

Yoga dient letztlich dazu, das eigentliche Selbst, die Seele des Menschen, zu erkennen und die in ihr schlummernden Fähigkeiten zu entdecken, die sonst ungenutzt verkümmern.
Um noch einmal zu unterstreichen, worum es letztlich geht, möchten wir ein Zitat aus «Yoga im Westen» (4/1973) anführen:
«Die Hände berühren den Boden, und im Wiederaufrichten stellen wir uns hinein in den kosmischen Kreis, Kosmische Kraft Prana (feinstoffliches Element) durchströmt uns, erfüllt uns von Kopf bis Fuss, wir sind durchströmt von goldenem Ätherlicht. wir sind eins mit dem Absoluten (Brahman).»
(siehe auch Pranaheilung)

Streifen wir noch kurz das Mantra-Yoga. Das Endziel ist das gleiche, die Selbsterlösung. Es ist die Wiedervereinigung der menschlichen Seele mit dem Absoluten, dem Brahman. Das Mittel zur Erreichung dieser Vollkommenheit («Ihr werdet sein wie Gott») ist das ständige Rezitieren einer mystisch-magischen Formel. Meist handelt es sich um einen Sanskritsatz, um einen Satz aus der altindischen religiösen Literatur oder auch nur um ein Wort und eine einzige Silbe.

Das folgende Zitat von Fritz Blanke soll die Absicht und Wirkung des Mantra-Yoga noch deutlicher hervorheben:
«Dass Yoga im letzten Grunde eine Anrufung finsterer Mächte (unter ihren religiösen Tarnbezeichnungen) bedeutet, geht schon aus dem sakralen Charakter mancher seiner Gymnastik- und Atemübungen hervor (Haltung der «Sammlung» mit gefalteten Händen vor der Brust, Liegestütze mit aufwärts gerichtetem, verzücktem Blick usw.). Vor allem muss dies aber dem unvoreingenommenen Beobachter bei den «Gebeten» auffallen, die in den Yoga-Handbüchern empfohlen werden.

«Scheinbar bedeutungslose» Laute werden uns genannt, die angeblich Millionen von Indern, die sie aussprechen, wunderbar heilsame und stärkende Kraft – physisch und psychisch – gebracht haben. Für die Ruhepausen in den Gymnastikübungen wird etwa die Anrufung der sogenannten «Sonnen-Namen» empfohlen, z.B. (in indischer Sprache) «Führer aller, ich neige mich vor dir» – «Erreger der Sinne, ich neige mich vor dir» – «Erzeuger des Lebens, ich neige mich vor dir» usw.

Autogenes Training

Das Autogene Training

Der Begründer des Autogenen Trainings ist Professor Johannes Schultz. Er nannte das Autogene Training ein dem Yoga in Art und Wirksamkeit verwandtes System. Er bezeichnete seine Methode als konzentrative Selbstentspannung. Autogenes Training wird auch «Versenkungsmethode» oder «Yoga des Westens» genannt.

Mittelpunkt des Autogenen Trainings ist das Ich, das «Selbst». Schultz nannte diesen Mittelpunkt den Ichmittelpunkt, das Ichbewusstsein und den Erlebnisbestand des Ichs.
Dieses lcherlebnis oder die lchverwirklichung wird durch Selbsthypnose erfahren. Der Mensch versetzt sich ganz allmählich in einen Zustand der Versenkung, der so weit führt, dass sich der Übende plötzlich «entrückt» fühlt. Es ist das sich «Absinkenlassen», in die Passivität eines hypnotischen Zustandes der durch eine sogenannte Unterstufe und Oberstufe erreicht wird.

Die Unterstufe wird in sieben Teile aufgegliedert. Dabei handelt es sich um sieben Techniken, die mit den acht erwähnten Yogatechniken verglichen werden können. Das Autogene Training wird immer mehr bei den Ärzten als alternative Therapie bei psychisch Leidenden eingesetzt Ich möchte die sieben Formen der Unterstufe kurz erwähnen:

• Richtige Sitzhaltung (Droschkenkutscherhaltung)
• Schliessen der Augen und Ausharren in der eingenommenen Sitzposition
• Versenkung, Zustand der völligen Ruhe, der durch die Worte: «Ich bin vollkommen ruhig», suggeriert wird
• Konzentration (Nach-innen-Schau) durch die Formel «Der rechte Arm ist ganz schwer»
• Erzeugung eines neurovegetativen Wärmegefühls
• Kühlungsversuch, Atemregulation
• Enthypnotisierung: «Arme fest, tief atmen, Augen auf.»

Die Oberstufe wird eingeleitet durch eine Verrenkungs- und Hypnosetechnik, bei welcher die beiden Augäpfel so nach innen und oben gedreht werden, dass der Blick zur Stirnmitte gerichtet wird. Darin gleicht sie der Lichtpunkt-Meditation beim Reiki und der Luzifer-Meditation Rudolf Steiners. Es wird so ein schlafähnlicher Zustand erzeugt, der bis hin zur Gefühllosigkeit gesteigert werden kann.

Können wir wenigstens die Unterstufe praktizieren, um so eine Leistungssteigerung, eine Befreiung von Angst und Depressionen zu erfahren und eine Erhöhung der Selbstwertgefühle zu erreichen, ohne innerlich Schaden zu erleiden? Wenn wir wissen, worum es beim Autogenen Training letztlich geht, nämlich durch Selbsthypnose eine innere Läuterung zu erlangen, die zur Selbstverwirklichung führt, können wir vor diesem westlichen Weg der Selbsterlösung nicht genug warnen!!
Unsere Erfahrung deckt sich mit der Erkenntnis vieler Ärzte und Seelsorger, dass das Autogene Training mit fortgesetzter Ausübung zu einer extremen Haltung der Egozentrik führt.

Entspannung ist wichtig. Es geht aber auch ohne Yoga und Autogenes Training. Zu diesem Zweck gründete Doris Siegenthaler 1993 die Bewegungsschule «Rundum fit» auf christlicher Basis. Seit ihrer Ausbildung an der Sporthochschule (BAFL) in Innsbruck führt sie als diplomierte Fitnesslehrerin Kurse und Fitnesswochen in enger Zusammenarbeit mit einem Sportarzt und einer Physiotherapeutin durch.

Dr. med. Kurt Blatter

(Mit freundlicher Genehmigung aus dem Heft „Esoterik II“ von „Christliches Zeugnis“)

Schreibe einen Kommentar