Buddhismus

Der Buddhismus unterscheidet sich von der Lehre Jesu

buddhismus

Unbewusste Prägung durch östliches Gedankengut

Nicht nur, wenn es darum geht, das Evangelium in den hinduistisch und buddhistisch geprägten Kulturen des Ostens weiterzugeben, sondern auch wenn wir die Menschen hier im Westen erreichen wollen, müssen wir ihr spirituelles Weltbild in den Grundzügen verstehen.

Dieses Weltbild war bis vor ca. 20 Jahren bei den meisten Menschen im Westen vom christlichen Glauben geprägt; selbst wenn sie nicht überzeugte Christen waren. Heute ist das Weltbild von zahlreichen westlichen Menschen von hinduistischen und buddhistischen Überzeugungen durchsetzt, obwohl sich die Mehrheit von ihnen nicht als aktive Hinduisten und Buddhisten versteht. Heute kombiniert man sich seine eigene Lebensphilosophie aus den verschiedensten Weltanschauungen zusammen. Wir wählen das aus, was im Moment für uns stimmt. Die Frage „Was bringt es?“ hat die Frage „Was ist wahr?“ verdrängt.

Ja, gibt es denn eine für alle verbindliche Wahrheit? Dass man heute solche Fragen überhaupt stellt, zeigt den großen, uns so wenig bewussten Einfluss östlichen Denkens.

Der unpersönliche Gott des Hinduismus

Eine gute Kenntnis der Grundzüge des Hinduismus ist unabdingbar, um viele heutige esoterische Praktiken zu verstehen. Der grösste Teil der modernen Esoterik baut auf hinduistischen Vorstellungen von Gott, Mensch, Welt, Wirklichkeit, Himmel, Krankheit, Selbstentfaltung und Erlösung auf.

Wenn Esoteriker von Gott sprechen, dann sprechen sie nicht von einem persönlichen Gegenüber, sondern von einer allumfassenden Weltseele, die die Hindus als Brahman bezeichnen. Erlösung bedeutet dann nicht Schuldvergebung, sondern in diesen Brahman aufzugehen und so Teil von Brahman zu werden.

In der ersten Ausgabe von „Christliches Zeugnis“, unserer Zeitschrift zum Thema „Esoterik“, die weiterhin bei der Redaktionsadresse bezogen werden kann, bin ich ausführlich auf den Hinduismus als Grundlage aller östlichen Spiritualität und der darauf basierenden Esoterik eingegangen. Neben der grundlegenden Lehre des Hinduismus und der Vielfalt der religiösen Praxis hatte ich mich ausführlich mit zwei populären Ausprägungen des Hinduismus im Westen auseinandergesetzt, dem Hatha Yoga und der Transzendentalen Meditation.
Im folgenden möchte ich darauf aufbauen und die atheistische Erneuerungsbewegung des Hinduismus, den Buddhismus und seine modernen Ausprägungen, beschreiben.

Buddhismus ist im Westen wieder in

Tina Turner, Sharon Stone und Richard Gere sind nicht nur Stars der Film- und Showbranche. Nein, sie sind auch bekennende Buddhisten. Für den Vortrag des vietnamesischen Mönches Thich Nhat Hanh im Zürcher Volkshaus waren die Eintrittskarten schnell ausverkauft. Der über 70 Jahre alte Buddhist hat mit seiner Lehre über die „Achtsamkeit“ auch in der Schweiz viele Anhänger gefunden, die in Gruppen nach seinen Regeln der Betonung des „Hier und Jetzt“ meditieren. Sein Verdienst: Er hat die soziale Verantwortung wieder in den tendenziell egozentrischen Buddhismus eingeführt.

Der Film über seine dreiwöchige Pilgerreise in Indien, „Schritte der Achtsamkeit“, wurde gemäß „Facts“ 44/1998 zum erfolgreichsten Schweizer Film des Jahres. Dieser Film wie auch die weiteren Renner „Sieben Jahre in Tibet“ und „Kundun“ haben die fernöstliche Weisheitslehre wieder neu ins Bewusstsein der westlichen Öffentlichkeit gerückt. „Mount Everest“, der im Luzerner Imax-Kino lief, ist geradezu eine Propaganda für den tibetischen Buddhismus.

Buddhismus ist im Westen wieder stark im Kommen. Eine starke Rezeption erfuhr der Buddhismus bei Vertretern des Newage, insbesondere bei Fritjof Capra. Auch Scientology tritt unter dem Anspruch auf, eine Selbsterlösungsreligion im buddhistischen Sinne zu sein.

Klaus-Josef Notz begründet die Attraktivität des Buddhismus in „Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen“, Seite 131, wie folgt:
„Insgesamt stellt sich der Buddhismus dem Westen vor als eine dogmenfreie, anthropozentrische, autonom-ethische und erfahrungsbetonte Alternative zum Christentum.“

Hilfreiche Lebensregeln für den stressgeplagten Zeitgenossen

Ich muss gestehen, viele praktizierende Buddhisten beeindrucken mich. Ich kann von ihnen viel lernen, gerade auch als Christ. Sie lehren mich, das Hier und Jetzt ganz bewusst zu leben und nicht immer in die Vergangenheit und Zukunft abzuschweifen. Sie lehren mich, bewusster zu leben, mehr auf die kleinen, alltäglichen Dinge zu achten, das Wichtige im Auge zu behalten und mich nicht von den Umwelteinflüssen dirigieren zu lassen. Sie erinnern mich, wie stark ich trotz meinem Glauben noch verhaftet bin in vielen Äusserlichkeiten des Lebens, wie mich unwichtige Dinge immer wieder zu bestimmen pflegen.

In der Auseinandersetzung mit ihren Lehren realisiere ich, dass Gelassenheit und Freiheit von den Umständen eigentlich eine christliche Tugend wäre. Warum lasse ich mich dann immer wieder unnötig hetzen? Dabei könnte ich als Christ doch getrost all meine Sorgen auf Gott werfen.

„Bedenke, dass du sterben musst, auf dass du klug wirst“ (Psalm 90,12) ist sowohl im buddhistischen wie im christlichen Glauben ein Schlüsselgedanke.

„Behalte das Ziel im Auge, und lass dich nicht durch die Umstände davon abbringen!“ Sind das nun christliche oder buddhistische Ratschläge oder einfach weise Empfehlungen für den stressgeplagten Menschen in unserer Instant- und Konsumgesellschaft? Auf jeden Fall können wir Christen von den Buddhisten viel lernen. Den philosophischen Unterbau, der mehr oder weniger stark ausgebildet ist, sollten wir allerdings nicht auch noch übernehmen.

Auch wenn die meisten Buddhisten im Westen betonen, dass Buddha für sie kein Gott, sondern nur ein besonders erleuchtetes Vorbild sei, so sieht die Realität doch ziemlich anders aus. Im Tempel des tibetischen Buddhismus streckt sich der Gläubige nicht nur vor Buddha, sondern auch vor dem Dalai Lama aus, dem weltlichen und geistigen Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Beide erhalten gottgleiche Verehrung. Auch die Anhänger der anderen buddhistischen Schulen meditieren vor einem Tisch, auf dem verschiedene, dekorierte Buddhastatuen stehen. Dabei hat Buddha jegliche Abbildung und Verehrung seiner Person ausdrücklich verboten.

Offensichtlich müssen die Menschen jemanden oder etwas anbeten. Selbst die atheistischen Ausprägungen des Buddhismus (z.B. Zen) legen davon Zeugnis ab, erst Recht der magische Buddhismus Tibets.

Die Buddhisten schenken Buddha Tag und Nacht ihre Liebe und Wertschätzung und stehen zu ihm, ob zu Hause oder im Berufsalltag. Sollten wir Christen den einzig wahren Gott, Schöpfer und Vater nicht mindestens so ehren und lieben und andere Menschen an seiner Güte teilhaben lassen, ob unterwegs oder zu Hause?

„Es gibt nur einen Gott, Jahwe. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft! Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern fleissig einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5Mose 6,4- 7).

Im Folgenden möchte ich das Leben des Buddha, seine Hauptlehren und die wichtigsten buddhistischen Ausprägungen zum besseren Verständnis des heutigen Buddhismus und seines Einflusses auf das zeitgenössische Denken zusammenfassen

Die Hauptrichtungen

Leben und Lehre des Buddha

Buddha, mit bürgerlichem Namen Gautama Siddhartha, wurde 563 vor Christus im heutigen Nepal als Fürstensohn geboren. In der Abgeschiedenheit und im Reichtum aufgewachsen, war für ihn die erstmalige Begegnung mit Armut, Krankheit und Tod ein Schock. Er empfand das Kastendenken als ungerecht und sah, dass die hinduistischen Priester dem Götzen Reichtum und Müßiggang verfallen waren. Die Gebete und Rituale empfand er als heuchlerisch. Er trat mehr und mehr dafür ein, die Verehrung der Vielzahl von Göttern abzuschaffen. Die Begegnung mit einem kahlgeschorenen, asketisch lebenden Mönch hinterließ bei ihm einen tiefen Eindruck.

Gautama zog sich in die Einsamkeit zurück. Nach einer längeren Zeit der asketischen Versenkung fand er an seinem 35. Geburtstag zu der Erleuchtung, wie Kummer und Leid ein für allemal überwunden werden können. Von da an bezeichnete er sich als erleuchtet, als Buddha. Er fasste seine Erkenntnisse in den „Vier edlen Wahrheitern“ und dem „Achtteiligen edlen Pfad“ zusammen.

„Buddha hatte selbst Zweifel, ob die Menschheit für seine Lehre reif sei. Aber der Gott Brahma Sahampati bat Buddha, die Lehre doch weiterzugeben… So entschloss er sich, das Rad der Lehre in Bewegung zu setzen“ (Wulf Metz in „Handbuch Weltreligionen“). In den folgenden 40 Jahren gab er seine Erkenntnisse als Wanderprediger weiter und sammelte Mönche und später auch Nonnen um sich. Die „Vier edlen Wahrheitern“ lauten:

1. Dasein bedeutet Leiden.
2. Verlangen und Durst nach Leben erzeugen Leiden.
3. Die Aufgabe bzw. Überwindung aller Wünsche beendet das Leiden.
4. Das Verlangen kann ausgerottet werden, indem man den „Achtteiligen edlen Pfad“ beschreitet.

Dadurch kann man dem Kummer des Daseins und dem ewigen Kreislauf von Geburt und Tod (Samsara) entfliehen und das Nirwana, den Zustand absoluter Sehnsuchtslosigkeit, erlangen. Buddha beschrieb das Nirwana als ausgelöschte Flamme, als Ende aller Leidenschaft: „Todlosigkeit ist erreicht“.

Die acht Stufen zur Erleuchtung, die den „Achtteiligen edle Pfad“ ausmachen, sind gemäß seiner Lehre:

1.Die richtige Erkenntnis – das Verstehen der „Vier edlen Wahrheitern“
2. Der richtige Entschluss – die Bewahrung reiner Motive
3. Das richtige Reden in Wahrhaftigkeit
4. Das richtige Tun in Aufrichtigkeit und Friedsamkeit
5. Der richtige Lebenserwerb, ohne jemandem zu schaden
6. Das richtige Bemühen unter Selbstdisziplin
7. Die richtige Konzentration, unbeeinflusst durch die äussere Welt
8. Das richtige Sich-Versenken in Meditation und Yoga

Das Ziel dieser acht Schritte war es, den Menschen vom Kreislauf des leidvollen Daseins zu befreien. Buddha erkannte keine übernatürliche Autorität im Kosmos an. Dass seine Jünger ihn später als Gott verehrten, kann man ihm nicht zur Last legen. Obwohl Buddha in der hinduistischen Kultur aufgewachsen ist, gab es in seinem Weltbild weder Brahman, die göttliche Quelle allen realen Lebens, noch Atman, die individuelle Seele. Stattdessen betonte er die Verantwortung des Einzelnen für sein Schicksal und für seine Erlösung aus den Fesseln der Vergänglichkeit und des Leidens.

Buddha predigte neben Lebensregeln, die sich in den Grundzügen mit den Anweisungen von Jesus Christus decken, eine Lehre, bei der der Mensch die Mitte darstellt, genauer gesagt, bei der jeder Mensch sich selbst erlösen kann und muss. Durch meditative Versenkung einerseits und durch menschen- und schöpfungsfreundliches Handeln andererseits entsteht gemäß Buddha echte Erkenntnis und Weisheit, die schließlich in die Erleuchtung ausmündet. In diesem Zustand des Nirwana wird der menschliche Geist endgültig von der Aussenwelt befreit und jede Bindung, auch die an Gott, gelöst.

In einem seiner letzten Worte, das von seinem wichtigsten Schüler, Ananda, aufgezeichnet wurde, wies er seine Anhänger an, ihre Zuflucht nicht bei einer Gottheit zu suchen. Buddha lehrte, dass man durch Selbsterkenntnis und Meisterschaft über das Selbst zur Wahrheit und Erleuchtung gelangt, und nicht durch blinden Glauben an eine Religion und Zuflucht zu Göttern: „Man kann den Weg nicht abkürzen, nur weil man sich einem Glaubenssystem oder Dogma verschreibt … Glaube deinem Lehrer nicht aus dem Grund, weil du Respekt vor ihm hast.“

Buddhas Leitsatz an seine Jünger war: „Sei dir selbst eine Leuchte!“ Diese Aufforderung steht in Kontrast zum biblischen Bekenntnis: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte“ (Psalm 119, 105). Nach Buddhas Tod wurden seine Lehren drei Jahrhunderte lang mündlich weitergegeben. Dann wurde 245 v. Chr. ein Mönchskonzil einberufen, das die Lehren des Buddhismus in Form einer dreiteiligen Schrift (Tripitaka/Dreikorb) niederlegte.

Die zwei Hauptrichtungen

Nach dem Mönchskonzil spaltete sich der Buddhismus in zwei Hauptrichtungen, eine liberale und eine konservative Schule. Die letztere, als Theravada (Weg der Ältesten) bezeichnet, bzw. als Hinayana (Kleines Fahrzeug), betont das mönchische Leben als Weg zum Nirwana und breitete sich vor allem in Südostasien (Burma, Thailand, Sri Lanka, Kambodscha) aus.
Die zweite Ausprägung, als Mahayana (Grosses Fahrzeug) bezeichnet, ist liberaler und betont die mehr persönlich zu vollziehenden Kulte und Rituale. Sie kritisiert den Heilsegoismus des Kleinen Fahrzeugs (deshalb diese Bezeichnung) und stellt eine populäre Form des Buddhismus dar, die allen Menschen offen steht. 

Sie ist in China, Japan, Korea, Indonesien und Vietnam vorherrschend. Im Ursprungsland Indien selber sind beide Hauptformen des Buddhismus interessanterweise praktisch total verschwunden, bis auf ein paar Überreste im hohen Norden. Im Gegensatz zur mönchischen Ausprägung der Theravada/Hinayana betont der im 1. Jhdt. n.Chr. entstandene Mahayana-Buddhismus die Göttlichkeit Buddhas und verehrt ihn in den verschiedensten Formen.

Buddhafiguren sind allüberall, und magische Kulte, die in der Verehrung der verschiedensten Gottheiten ausmünden, spielen eine große Rolle.

Tantra-Buddhismus: Sexualmagie, Edelsteinmagie

Daneben gibt es noch einen dritten kleineren Zweig, den Vajrayana-Buddhismus (Diamantenes Fahrzeug), der aus der Begegnung des tibetischen Buddhismus mit dem hinduistischen Tantrismus entstanden ist und deshalb auch als Tantra-Buddhismus bezeichnet wird. Der Tantra-Buddhismus baut stark auf magischen Vorstellungen auf und ist befrachtet mit mystischen und okkulten Elementen. Durch rituelle Sexualität soll die Vereinigung des Individuums mit dem Göttlichen erreicht werden, damit sich die entgegengesetzten Kräfte des Universums vereinigen und die Partner zu übernatürlichen Taten befähigt werden.

Diese auf die Sexualität konzentrierte Form des Buddhismus löst begreiflicherweise im Westen in den letzten Jahren eine zunehmende Anziehungskraft aus: Wer möchte nicht das Ausleben persönlicher sexueller Freiheit mit spiritueller Weiterentwicklung verbinden! Allerdings ist Tantra-Buddhismus weit mehr als die bei uns vorherrschende Erotikversion.

Was weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass der Tantra-Buddhismus stark die Edelsteinmagie mit einbezieht. Die Tantra-Priester weisen spezifischen Steinen eine spezielle Heilungsmagie zu. Kosmische und planetarische Energie sei in den Edelsteinen gespeichert. Die Tantriker verwenden deshalb diese Edelsteine als Speicher göttlicher Energie und zur Herstellung kultischer Gegenstände wie Talismane, Amulette, Gebetsschnüre und Pendel.

In ihrem Bestseller „Heilen mit Kristallen“ schreibt Katrina Raphaell unumwunden, dass es durch Meditation mit Hilfe eines Kristalls möglich wird, Geistwesen zu kontaktieren und in die feinstoffliche Welt hineinzusehen. In „Wissende Kristalle“ (engl. „Crystal Enlightenment“) weist sie den Kristallen neben Schutzfunktionen und Heilkraft die Fähigkeit zu „höchsten Einweihungen“ zu. Sie spricht von den Kristallen als ihren Lehrern und Freunden, die auf ihre Fragen mit Liebe antworten. „Kristalle sind Abgesandte des Lichts, und wenn wir auf sie eingestimmt sind, können sie uns lehren, wie wir Zugang zu unserem eigenen Licht erhalten und es vermehrt einsetzen können.“

Aus christlicher Sicht handelt es sich bei den sogenannten Heilkräften der Steine um magischen Aberglauben. Es gibt kaum etwas Toteres als Steine. Von amorphen wie kristallisierten Steinen und Mineralien gehen keine physikalisch messbaren Strahlungen aus, sieht man von Steinen ab, die radioaktive Elemente enthalten oder von phosphoreszierenden Kristallen nach Bestrahlung durch ultraviolettes Licht (vgl. Werner Lieber „Der Mineraliensammler“). Jeder Hobbymineraloge weiss, dass viele Kristalle und insbesondere der Bergkristall gute elektrische Isolatoren sind (vgl. Rudolf Rykart „Quarz-Monographie“) und schon gar keine elektromagnetischen Schwingungen ausstrahlen, wie man es ihnen oft in esoterischer Steintherapie-Literatur zuspricht.

Der Glaube an Steine ist eine moderne Form des Glaubens an Amulette (Abwehrzauber) und Talismane (Glücksbringer) und damit Aberglaube an tote Götzen.

Magischer Buddhismus

Der radikal-magische Buddhismus Tibets: Mandalas, Mantras

Der Exorzist Padina Sambhava brachte 747 n. Chr. seine buddhistische Lehre nach Tibet. Der König führte diese Lehre, eine Mischung aus Hinduismus und Buddhismus, vermengt mit Zaubersprüchen und tantrischen Zeremonien, bald landesweit ein. Das Priesteramt der Lamas (der „Oberen“ und das Gebetsrad wurden eingeführt. Beim tibetischen Buddhismus spielen die Mandalas und Mantras eine große Rolle. Das Lexikon östlicher Weisheitslehren gibt folgende Definition der Mandalas:

„Symbolische Darstellung kosmischer Kräfte in zwei- oder drei- dimensionaler Form, die im tantrischen Buddhismus Tibets eine große Rolle spielen. Mandalas werden hauptsächlich als Meditationshilfe verwendet.“

Die esoterische Fachzeitschrift „esotera“ bezeichnet in ihrer Ausgabe 4/96 Mandalas als „buddhistische Meditationsbilder zur Versenkung in ganz spezifische Bewusstseinszustände“.

Mandalas sind symmetrische, kreisförmige Bilder oder kugelförmige Gegenstände, deren längere Betrachtung helfen soll, sich im Zentrum, das auch als Brennpunkt des Universums verstanden wird, zu verlieren und sich so von der Beeinflussung durch die Sinneswelt zu lösen. Durch die Meditation der Mandalas sollen zahlreiche unterschiedliche Elemente zu einer Einheit zusammenfliessen. Dieses absolute Zentriertsein auf einen Punkt wird als Vorbereitung zur Erleuchtung angesehen, in welchem Zustand ich dann meine eigentliche Göttlichkeit verwirklicht sehe.

Nach Überzeugung des magischen Buddhismus führt die Versenkung in ein Mandala und die Konzentration auf die von ihm ausgehenden Kräfte zur Erfahrung des Transzendenten/Übernatürlichen um uns herum und in uns. Dabei gibt es drei Ebenen: „Jedes Mandala besteht aus einer äusseren, einer inneren und einer geheimen Ebene…Die äusseren Hindernisse haben mit der physischen Welt zu tun, die inneren mit der Balance der psychischen Energien und die geheimen mit der geistigen Transformation“ („esotera“).

Heute wird das Ausmalen von Mandalas gebraucht, um bei Schulkindern Konzentration zu fördern, Aggressionen abzubauen und „innere Bilder zu entdecken und selbst zu gestalten“ (Wuillemet / Cavelius „Mandalas für Kinder“).

Mantras sind Laute, die ich während der Meditation immer wieder aussprechen soll. Sie sollen die Kraft besitzen, übernatürliche Erfahrungen zu vermitteln. In modernen Ausprägungen östlich inspirierter Religiösität versucht man die Wirkung der Mantras rein physiologisch zu erklären, indem man gewissen Lauten gewisse Schwingungen zuordnet, die einen harmonisierenden Einfluss ausüben sollen. Damit will man all die westlichen, christlich geprägten Menschen gewinnen, die die positiven Auswirkungen östlicher Meditation ohne die dahinter stehende Verehrung von Meistern und Göttern erwerben wollen. Bei den Mantras handelt es sich jedoch um Namen von Göttern und verstorbenen Meistern, vgl. dazu auch die diesbezüglichen Ausführungen beim Beitrag über Reiki und über die Mantra-Meditation im Christlichen Zeugnis „Esoterik I“.

Buddhistische Gelehrte glauben, dass sich in Tibet die reinste und kräftigste Form des Buddhismus erhalten hat. Die tibetischen Buddhisten verstehen sich als die Hüter der richtigen Überlieferungen und Lehren der Heiligen Indiens. Die wichtigste Schrift, das „Tibetanische Totenbuch„, übt einen großen Einfluss auf die Jugend der westlichen Welt aus. Es handelt sich hier um magische Anleitungen: um einen okkulten Führer, der helfen soll, sich im Reich der Dämonen, Geister und Hexen siegreich zu behaupten.

Die Lama-Mönche selbst machen keinen Hehl aus ihrem Umgang mit dämonischen Halbgöttern. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn neben dem primär auf ethischen Grundsätzen aufgebauten „atheistischen“ Zen-Buddhismus ausgerechnet diese ausgeprägt okkult-religiöse Ausprägung östlicher Spiritualität im säkularisierten und aufgeklärten Westen einen solch großen Einfluss gewinnt.

Zen – der Meditationsbuddhismus Japans

Zen heisst Meditation. Der Zen-Buddhismus ist als Meditationsschule im 6. Jh. n. Chr., von Tibet über China her kommend, in Japan eingeführt worden. Er besteht aus Za-Zen, einer sitzenden Versenkung über längere Zeit im Lotussitz und dem Nachsinnen über paradoxen Denkaufgaben (Koan).

Wie tönt es, wenn man nur mit einer Hand klatscht? Oder wie geht man an einer Person, die die Wahrheit gefunden hat, vorbei, wenn man weder schweigen noch diese Person ansprechen darf? Durch dieses angespannte Nachsinnen über Absurdes soll unser Denken und Fühlen ganz vom uns vereinnahmenden Verstand gelöst werden. Dadurch entsteht eine wachsende Entleerung des Denkens und eine Befreiung von der Sinnenwelt: eine Passivität und gleichzeitig Offenheit für göttliche Erfahrungen. Die irdischen, emotionalen und materiellen Bedürfnisse sind nun überwunden. Erleuchtung (satori) ist nun erreicht.

Satori wird je nach Zen-Schule entweder als plötzliches Erlebnis oder als wachsender Prozess beschrieben. Einig sind sich alle Schulen in der Ablehnung des Rationalismus und Intellektualismus.

Im Westen hat die Zen-Variante des meditativen Buddhismus v. a. in christlichen, insbesondere katholischen Kreisen, Eingang gefunden und wird als Mittel des Stressabbaus und der kontemplativen Konzentration auf die innere, geistige Welt eingesetzt.

Die „Fünf Tibeter“ und die Gefahren fernöstlicher Meditation

Neuestens werden von vielen Menschen zu Beginn des Tages die „Fünf Tibeter“ praktiziert. Das sind spezielle Körperübungen, die aus dem tibetischen Hochland stammen. Nach fernöstlicher Vorstellung sollen diese Übungen die Energiezentren des Körpers, die Chakren, anregen und zur Entfaltung bringen, was schließlich zu einem dynamischen und langen Leben führt. Oft werden solche Bewegungsübungen mit Meditationsübungen verbunden.

Meditation in östlichem Sinn bedeutet Entleerung und totales Abschalten des Verstandes. Dadurch besteht die große Gefahr, ähnlich wie unter Einwirkung von Drogen oder bei der Hypnose, unter den Einfluss von widergöttlichen Mächten zu kommen, da nun der seelische Panzer, der normalerweise einen Schutz darstellt, aufgebrochen ist.

Rabindranath Maharay, Autor des Buches „Tod eines Guru“, warnt uns vor den Praktiken der östlichen Meditation und des Yoga:
„Aus meinen eigenen mystischen Erfahrungen und häufig erlebten Trancezuständen bin ich davon überzeugt, dass es Geistwesen sind, die den Verstand der Meditierenden manipulieren können, wenn er völlig passiv gemacht wird.“

Als Christ kann man sicher einiges lernen vom Buddhismus, v. a. was die alternativen, ethisch hoch stehenden Lebensregeln betrifft. Die buddhistische Vorstellung von Gott und die angestrebte Verbindung mit dem Göttlichen in uns sind allerdings meilenweit entfernt vom christlichen Gott, der uns als allmächtiger Schöpfer, barmherziger Erlöser und gleichzeitig auch als liebender Vater begegnet und uns eine innige und erfüllende Beziehung mit ihm vermittelt.

Die Lehre von Buddha und diejenige von Jesus Christus sind im Ansatz grundverschieden. Buddha stuft die Sehnsüchte der Menschen und seinen Durst nach erfülltem Leben negativ ein. Es gilt, diese Wünsche zu bekämpfen und schließlich abzutöten.

Jesus lehrt, dass der Schöpfer dieses Verlangen in den Menschen gelegt hat, damit dieser sich am Schöpfer und dessen Schöpfung erfreuen kann. Wir dürfen, ja sollen uns echt freuen am Geschöpflichen, nur müssen die Prioritäten stimmen:
„Habe deine Freude am Herrn, und er wird dir geben, was dein Herz begehrt“ (Psalm 37,4)

Hanspeter Nüesch

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